Auslandsschulkompass: Herausforderungen bleiben während Dauerkrisen

Die Deutschen Auslandsschulen begegnen den vielfältigen Krisen verantwortungsvoll mit wirtschaftlichem-strategischem Handeln. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Befragung, denn die Maßnahmen aus der Vergangenheit, wie eine Erhöhung der Schulgebühren, dürften gegriffen haben. Die befragten Schulen sind dennoch aufgrund der andauernden Krisen besorgt und weiterhin mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert.

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Übersicht zu Entwicklung wirtschaftlicher Lage bis März 2024. Bild: WDA

Die Existenzbedrohung scheint verringert, dennoch stehen die Schulen weiter unter dem Einfluss externer Faktoren wie verringerter Förderung aus Deutschland und oftmals hoher Inflation. Damit gehen etwa rückläufige Zahlen von Lernenden und Lehrenden einher, was sich auf die Wirtschaftlichkeit der Schulen auswirkt.

Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine regelmäßige, freiwillige Online-Befragung der weltweit angesiedelten WDA-Mitgliedsschulen zu ihrer aktuellen Lage. Die internationale Umfrage ist die einzige dieser Art zu den Deutschen Auslandsschulen und liefert aussagekräftige Zahlen und valide Daten für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik.

Wirtschaftliche Lage für über 18 % schlecht

Um die aktuelle Lage der Deutschen Auslandsschulen nachzuvollziehen, wurden Fragen zum abgelaufenen Monat März 2024 und zur wirtschaftlichen Situation gestellt. Über 18 % der befragen Schulen schätzen die Entwicklung ihrer wirtschaftlichen Lage als schlecht ein, für 55 % ist die Situation nur befriedigend. Was sind die Gründe?
Einsparungsdruck durch geringere Förderung aus Deutschland, vielerorts eine hohe Inflationsrate, z. B. in der Türkei, oder aber kriegerische Auseinandersetzungen etwa im Nahen Osten, beeinflussen die Privatschulen. Die Deutschen Auslandsschulen arbeiten nicht profitorientiert, sondern sind als gemeinnützige Träger gesetzlich verpflichtet, ihre Einnahmen selbst zu erwirtschaften. Ziele sind, die ausgezeichnete Qualität und Attraktivität im Konkurrenzvergleich zu halten, aber auch soziale Durchlässigkeit, um für alle Gesellschaftsschichten offen zu sein.

Die Ergebnisse des aktuellen Auslandsschulkompasses zeigen zwar, dass Maßnahmen der letzten Monate voraussichtlich hilfreich und notwendig waren: 40 % der Befragten gaben z. B. bei der letzten Umfrage im Herbst 2023 an, die Schulgebühren angehoben zu haben, um Kosten abzufedern. Bei der aktuellen Befragung waren es noch 20 % der Befragten. Die Deutschen Auslandsschulen reagieren auf Herausforderungen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, wie das Anheben der Schulgebühren. Der Umsatz stagniert jedoch im Wesentlichen. Aktuell sagen über 61 % der Teilnehmenden, der Umsatz war im abgelaufenen Monat gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahrs etwa gleich, circa 14 % sagen geringer.

Die Existenzbedrohung durch akute Krisen liegt nach Angaben der Teilnehmenden bei 58 %, das ist etwa gleich wie letztes Jahr um diese Zeit (Umfrage März 2023: 59,3 %). Möglicherweise zeichnet sich eine gewisse Gewöhnung an die dauerhaften Krisen und den Umgang damit ab.

Zahl Lernender und Lehrkräfte stagniert

Knapp 71 % der Befragten melden, dass die Entwicklung der Schülerinnen- und Schülerzahlen in den nächsten drei Monaten etwa gleich bleiben wird, während fast 9 % sagen, dass diese Zahl sinken wird. Das sind immerhin um rund 5 % weniger als bei der letzten Umfrage im Oktober 2023 (14,4 %), jedoch ist es für einige Schulen zunehmend schwieriger, ihre hohe Qualität zu halten bei den dauerhaften Herausforderungen. Besonders in politischen Krisengebieten sind die Schulen sowohl mit sinkenden Schüler- als auch Lehrerzahlen konfrontiert. Fast 80 % der Teilnehmenden geben an, dass die Anzahl der Lehrkräfte in den nächsten sechs Monaten etwa gleich bleiben wird, im Vergleich zu Herbst 2023 (81,1 %), etwa 5 % geben an, dass die Zahl sinken wird (Oktober 2023: 5,6 %).

Ziele WDA-Auslandsschulkompass

Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine eingetragene Marke des WDA, der seine Mitgliedsschulen seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig zur aktuellen Lage und zur erwarteten Entwicklung in den Folgemonaten befragt. Ins Leben gerufen wurde die Auswertung vor allem, um die Auswirkungen der Coronapandemie besser einschätzen zu können. Auch unabhängig davon liefert die Umfrage aussagekräftige Zahlen und valide Daten für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Wie die Umfrageergebnisse verdeutlichen, ist die Lage heterogen: Nicht alle Auslandsschulen haben in ihren Teilen der Welt mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen. Die verlässlichen und vergleichbaren Zahlen, wie sie der WDA mit dem Instrument “Auslandsschulkompass” liefert, ermöglichen so einen guten Überblick.

Methodik WDA-Auslandsschulkompass

Für den „Auslandsschulkompass“ befragt der WDA regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Bewertung der aktuellen Lage. Sie beantworten im Rahmen dieser Evaluation eine Reihe standardisierter Fragen, die sowohl die aktuelle Situation als auch künftige Erwartungen betreffen. Abgefragt werden unter anderem Einschätzungen zur Zahl der Schülerinnen und Schüler und zur Geschäftsentwicklung. Die regelmäßigen Online-Umfragen erlauben Vergleiche im Zeitverlauf. An der aktuellen, mittlerweile 10. Umfrage beteiligten sich circa 100 Deutsche Auslandsschulen. Die Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 86 % der anerkannten 135 Deutschen Auslandsschulen, wurden im April 2024 drei Wochen lang via Online-Umfrage befragt. Die Befragung richtete sich an die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleitungen, Geschäftsführung, Beauftragte des Vorstands wie auch Verwaltungsleitungen.

Alle Ergebnisse der Umfrage: Über das WDA-Auslandsschulkompass Dashboard können Sie alle Ergebnisse einsehen.

Die drei vorherigen Umfragen:

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