Good Practice in den Auslandsschulen: nachhaltiger Teamgeist an der German European School Singapore

Die Deutschen Auslandsschulen tragen weltweit dazu bei, kommende Generationen auf das Lernen, Leben und Arbeiten in einer komplexen und globalisierten Welt vorzubereiten. Das betrifft die schulische Ausbildung, den Umgang mit Megathemen wie Umwelt und Technologie und die interkulturellen Kompetenzen, wie sie besonders im Berufsleben gefordert sind. Der WDA stellt sinnvolle Ansätze und vorbildliche Projekte vor wie die nachhaltigen Strukturen zur Qualitätssicherung an der German European School Singapore.

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Die German European School Singapore wurde beim Deutschen Schulpreis 2022 für ihre ganzheitliche Qualitätssicherung und ihre komplexen Teamstrukturen ausgezeichnet. Foto: Max Lautenschläger/Deutscher Schulpreis

Als im vergangenen Herbst der Deutsche Schulpreis 2022 vergeben wurde, gehörte die Deutsche Europäische Schule Singapur (German European School Singapore, kurz GESS) zu den Preisträgern. Die zweisprachige Schule schaffe es, ihren Unterricht systematisch weiterzuentwickeln und die Unterrichtsqualität konstant hochzuhalten, obwohl sie mit mehr Veränderungen und Fluktuation konfrontiert sei als eine durchschnittliche Schule in Deutschland, lobte die Jury. Maßgeblich dafür seien die übergreifenden Strukturen zum Lernen und Lehren, die die Schule systematisch aufgebaut habe.

Was die Jury überzeugte

Jurymitglied Petra Madelung war früher Prozessbegleiterin für das Pädagogische Qualitätsmanagement an Deutschen Auslandsschulen in Nord-West-Europa und gehörte zur Leitungsebene beim Projekt „Selbstständige Schule“ in Nordrhein-Westfalen. In ihrer Analyse für den Schulpreis ging sie auf die besonderen Herausforderungen der Deutschen Europäischen Schule Singapur ein, die mit der Coronapandemie und auch mit Singapur als dynamischem Wirtschaftsstandort zu tun haben. „Ein Teil der knapp 1.700 Schülerinnen und Schüler bleibt bis zum Abschluss, ein anderer Teil verlässt die Schule nach wenigen Jahren. Viele von ihnen müssen instabile Lebenssituationen bewältigen, der Unterstützungsbedarf im psychosozialen Bereich ist aufgrund der Pandemie zusätzlich hoch: Zwei Jahre lang konnten Familien keine Heimatbesuche machen oder empfangen, zum Teil waren sie sogar als Kernfamilie getrennt.“ Auch für das Kollegium sei eine hohe Fluktuation charakteristisch: Die Auslandsdienstlehrkräfte würden im Schnitt drei bis acht Jahre an der Schule verweilen und die Schulleitung habe zuletzt regelmäßig gewechselt.

Die GESS habe sinnvolle und nachhaltige Strukturen aufgebaut, die dazu führen, dass die Unterrichtsqualität trotzdem nicht leidet. „Mit einem multiprofessionell aufgestellten Förderzentrum bietet die Schule engmaschige Unterstützung, berät, diagnostiziert und fördert systematisch die Lernenden … In fest im Stundenplan verankerten Kooperationszeiten arbeiten einerseits Jahrgangs- und Fachteams sowie andererseits gesamtschulische Arbeitsgruppen an Themen, welche die Steuergruppe auf Basis von Evaluationen identifiziert.“ Außerdem würden sich „Professionelle Lerngemeinschaften“ mit Themen wie „Sprachförderung im Fremdsprachenunterricht“ befassen. „Auch die Instrumente der Personalentwicklung bauen an der GESS auf dem gemeinsamen Qualitätsverständnis auf, dazu gehören regelmäßige Unterrichtsbesuche, ein gemeinsamer Unterrichtsbeobachtungsbogen und Zielvereinbarungsgespräche.“

Vernetzung statt Einzelkämpfertum

Hinter diesen Vernetzungen und Kooperationen steht eine Lern- und Lehrphilosophie, die den Schulalltag insgesamt prägt. Martin Schmitt, Director of Middle School German Section und Koordinator für pädagogisches Qualitätsmanagement an der GESS, hat es im Vorfeld des Schulpreises so ausgedrückt: „Wir verfolgten das Ziel, den Unterricht zu deprivatisieren. Er sollte buchstäblich nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern das Ergebnis von gemeinsamer Arbeit sein. Einsehbare Klassenräume waren mit dem Neubau ein Schritt in diese Richtung. Zahlreiche weitere Maßnahmen wie die gemeinsame Unterrichtsplanung, parallele Klassenarbeiten, kollegiale Unterrichtshospitationen und im Stundenplan fest verankerte Teammeetings halfen uns dabei, dieses Ziel zu erreichen.“

Den von Schmitt angesprochenen Neubau hat die Schule 2018 bezogen, zwei Jahre nach der Grundsteinlegung. Für ihr ehrenamtliches Engagement beim Campusneubau wurde zwei Mitgliedern der Schulgemeinde im Frühjahr 2021 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen: Dr. Thomas Hufnagel, während des Bauprojekts Präsi­dent des Schulvorstands, und Jürgen Seitz, der als Vizepräsident das Projektteam leitete. Die Auszeichnungen überreichte ih­nen der deutsche Botschafter in Singapur Dr. Norbert Riedel im Auftrag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „Diese Verdienstorden würdigen ihre individuellen Leistungen, sind aber gleichzeitig auch eine Anerkennung für den Mut, die Zukunftsvision und die konkreten Beiträge aller ehrenamtlichen Vor­standsmitglieder, des Personals und der Schulgemeinschaft, die in den letzten Jahrzehnten an diesem Meilensteinprojekt betei­ligt waren“, so Riedel.

Zur Gemeinschaftsphilosophie innerhalb der Schule passt auch die Vernetzung nach außen. Das bereits mehrfach ausgezeichnete Programm BeyondClassrooms bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, über die Klassenzimmer hinaus in der realen Welt zu lernen. Die GESS arbeitet dafür mit Unternehmen und Organisationen zusammen, die wertvolle Einblicke in die Praxis gewähren, Praktikumsplätze vermitteln oder Projekte unterstützen. Dazu gehören unter anderem BMW, BASF und Evonik.

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